Eine (be)rauschende Erzählung über den Müller und seinen Bach.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr das Gebiet zwischen Marktplatz und Birsigmündung eine erneute, gross angelegte Umgestaltung. Ohne Rücksicht auf die über Jahrhunderte hinweg gewachsene Bebauung wurden über hundert Altstadthäuser abgerissen. Kurze Zeit später wurde auch der Birsig eingedolt und damit unter die Oberfläche gelegt. Nahm der Birsig jetzt nur noch Platz weg, spielte der Bach im Mittelalter jedoch eine wesentliche Rolle für das Gewerbe. Nicht nur Gerbereien und Schlachthöfe lagen an seinem Ufer, auch eine Mühle wurde durch einen künstlich angelegten Kanal, der parallel zum Birsig verlief, angetrieben. Im 15. Jahrhundert begann sich für diesen der Name Rümelinbach durchzusetzen. Dass der Grund für die Namensänderung die Inbetriebnahme einer Getreidemühle eines Müllers Rümelin sein könnte, ist naheliegend. Wann Rümelin seine Mühle erbaut hat, ist jedoch nicht überliefert. Urkundlich belegt ist jedoch, dass im Jahre 1362 der Edelknecht Gregorius von Lörrach einen Drittel seiner Hofstatt, genannt Rümelinsmühle an die Nonnen des Klosters Klingental verkaufte. Am Rümelinsplatz Nr. 1 hat das Gebäude der einstigen Mühle etwa 725 Jahre gestanden, bis es 1957 abgebrochen und durch ein Geschäftshaus mit Ladenlokal ersetzt wurde.
Ebenfalls im 19. Jahrhundert erfuhr die Gattung Lied eine tiefgreifende Umwälzung. Franz Schubert verfasste vor genau 200 Jahren seine «Schöne Müllerin» und schuf damit gleichzeitig den ersten erzählenden Liederzyklus der Romantik. Schubert hatte damit ein neues Genre kreiert, das für Schumann, Brahms und Wolf zum Zentrum ihres Liedschaffens werden sollte, da sich dadurch die Kleinform des Liedes zu dramaturgisch grösser angelegten Sammlungen ausdehnen liess. Textbasis des Zyklus ist eine Gedichtsammlung von Wilhelm Müller, die in den 1821 erschienenen Sieben und siebzig nachgelassenen Gedichten aus den Papieren eines reisenden Waldhornisten enthalten ist. Schubert hat von den 25 Gedichten nur 20 vertont, wodurch besonders durch das Weglassen von Pro- und Epilog die vom Dichter intendierte Ironie aufgehoben wurde.
Der Inhalt – biographischen Quellen und Briefen zufolge bezieht er sich auf Müllers unerfüllte Liebe zu Luise Hensel – ist typisch romantisch: Ein junger Müllergeselle befindet sich auf Wanderschaft. Er folgt dem Lauf eines Baches, der ihn schliesslich zu einer Mühle führt. Dort verliebt er sich in die Tochter seines neuen Meisters. Doch die angestrebte Liebesbeziehung zur schönen und für ihn unerreichbaren Müllerin scheitert. Zwar scheint sie ihm vielleicht zunächst nicht abgeneigt, doch wendet sich dann einem Jäger zu, denn dieser hat den angeseheneren Beruf und verkörpert Kraft und Männlichkeit. Aus Verzweiflung darüber ertränkt sich der unglückliche Müller in dem Bach, der im Liederzyklus selbst den Rang einer teilnehmenden Figur einnimmt. Häufig wird er vom Müller direkt angesprochen. Im vorletzten Lied (Der Müller und der Bach) singen beide im Wechsel, im letzten Lied schliesslich (Des Baches Wiegenlied) wiegt der Bach den Müller mit einem wehmütigen Schlaflied in den Tod.
Programm:
Franz Schubert - «Die schöne Müllerin» D 795
Mitwirkende:
Jakob Pilgram, Tenor
Mischa Sutter, Klavier
Im Anschluss an das Konzert findet ein Apéro statt.
Informazioni sull'evento
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