Lust, Cau­ti­on (色 | 戒)

Mit Tony Leung in einer untypischen Rolle inszeniert Ang Lee einen erotischen Agent:innenthriller, der mit sorgfältig komponierten Bildern und einem hypnotischen Score glänzt.

1941: Mit flinken Händen schieben vier Frauen weisse Mah-Jongg-Steine über den Tisch. Sie unterhalten sich zwischen Zigarettenzügen und gelangweilt-neugierigen Blicken über die neuesten Stoffe und die besten Restaurants. Halb China ist von den Japanern besetzt. Wong (Wei Tang), die Jüngste am Spieltisch, soll sich als Mrs. Mak mit der Ehefrau von Mr. Yee (Tony Leung) anfreunden, einem einflussreichen Kollaborateur, den Wong und andere Mitstudent:innen beseitigen wollen. Nach widerständigen Theateraufführungen haben die sechs Freund:innen den Kampf gegen die Besatzung geschworen. Für die unerfahrenen Widerstandskämpfer:innen gestaltet es sich aber schwierig, an den gut beschützten Mr. Yee heranzukommen. 

Nach dem grossen Erfolg von BROKEBACK MOUNTAIN entschied sich Ang Lee überraschenderweise nicht für eine weitere Hollywoodproduktion, sondern drehte in China und Malaysia und wagte sich wieder an ein neues Genre. Dafür gab es den Goldenen Löwen in Venedig. Lees kunstvoller Agent:innenfilm basiert auf einer Kurzgeschichte von Eileen Chang, die in der Zeit der Besatzung selbst mit einem Kollaborateur verheiratet war. Die widerstrebend-heftige Beziehung zwischen Wong und Yee bildet das Zentrum des Films. Das Talent der unerfahrenen Schauspielerin Wei Tang trifft dabei auf einen bisher ungekannten Tony Leung: Unheimlich, wie er diesen dunklen Charakter spielt, der sein schuldhaftes Tun zu verdrängen versucht.