Worum es in der sinfonischen «Saga» von Sibelius geht, lässt sich nicht nacherzählen. Und das ist gut so! Denn mit ihrem Einfallsreichtum an Orchesterfarben, mit ihren Überraschungen fesselt uns die Musik mehr, als es Worte je vermöchten. Eine musikalische «Geschichte» ist es dennoch, mit einer Solobratsche als Heldin und einer Klarinette als weiser Erzählerin am Ende, das kein Happy End ist. Darum passt das Werk ja auch zum Saisonthema «Vergehen». Eine lichtdurchflutete, friedensvolle Vision von «Vergehen» ist die 1995 vollendete 7. Sinfonie von Rautavaara. «Angel of Light» heisst sie, und so klingt sie auch: berückend schön und beunruhigend zugleich; musikalisch in manchem dem Sibelius-Werk eng verwandt. Eine stimmige Werkauswahl der Dirigentin Anna-Maria Helsing, die wie Sibelius und Rautavaara aus Finnland stammt. In einem anderen Sinn Musik «jenseits der Zeit» ist das 2. Hornkonzert von Richard Strauss, der die Musikgeschichte 1942 nämlich für abgeschlossen hielt. Das war (zum Glück) ein Irrtum, der uns immerhin formvollendet entspannte Musik in goldenem Abendglanz beschert hat. Der perfekte Solist für dieses Stück ist Felix Klieser. Er bedient, weil er ohne Arme geboren ist, sein Instrument mit dem Fuss. Ein Ausnahme-Hornist ist er aber nicht darum, nein: Er spielt schlicht fabelhaft, mit rundem Ton, perlender Virtuosität und noch im höchsten Register mit müheloser Eleganz.
Red Sofa im Anschluss an das Konzert im Park Hotel (Comensoli-Saal). Paul-Boris Kertsman im Gespräch mit Felix Klieser.
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